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{TITEL}Der Altenburger Tunnel
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Im gleichen Zeitraum wie den Altenburger Bahnhof errichtete man den Altenburger Tunnel.
Der Richtstollen wurde am 1.April 1876 begonnen und am 9. Juli 1877 durchgeschlagen.
Nach einer Bauzeit von genau 500 Tagen rund um die Uhr, ohne jeglichen Unfall (!), wurde am 19. August 1878 um "halb vier Uhr nachmittags" der Schlußstein gesetzt. Die erste Befahrung erfolgte am 25.9.1878. Die Länge des Tunnels wird unterschiedlich angegeben. In den meisten Veröffentlichungen wird von einer Länge von 375 Metern gesprochen, in einem Aufsatz von 1980 nennt Walter Fuchs die Länge von 395 Metern. (Quelle 5). Der Tunnel war durch lockere eiszeitliche Ablagerungen gebaut worden. Zum Zeitpunkt des Baus reichten die technischen Mittel nicht aus, die Trasse in diesem Abschnitt in einen tiefen Einschnitt zu verlegen. Bereits bei Fertigstellung war bekannt, daß das Deckgebirge rutschen würde.
In zwei Beiträgen für die Altenburger Zeitung für Stadt und Land vom 28.2. und 4.3.1891 berichtet G. Hartmann von den Rosterscheinungen im Altenburger Tunnel. Derartige, starke Rosterscheinungen waren bereits an anderen Tunneln entdeckt worden und wichen vom Rost auf freier Strecke stark ab. Der Grund für die Rosterscheinungen lag in den stark schwefelhaltigen Rauchgasen und der hohen Luftfeuchte im Tunnel. Die im Altenburger Tunnel verwendeten Schienen (Profil IV, 130 mm hoch und 6 m lange Schienen) hatten die Garantiezeit nur um ein Jahr überschritten. Die Kopfhöhe hatte sich bereits um 10 mm reduziert. Die Schienen wurden ersetzt. Um die neuen Schienen länger nutzen zu können, wurden als Gegenmaßnahmen ein Anstrich mit Teer und Kalksteinklarschlag, der sich unter dem Einfluß der Rauchgse zu schwefelsaurem Kalkstein umwandelt, ausgeführt. Mangelnde Durchlüftung und hohe Feuchtigkeit führten zusammen mit den Rauchgasen der Lokomotiven zur Korrosion an den Gleisen. Diese Probleme konnte man bis zum Abbau des Tunnels nicht beheben.
Pläne zum Abbau des Tunnels soll es schon vor dem Zweiten Weltkrieg gegeben haben, aber erst in den Jahren 1957 bis 1959 wurde dann das Deckgebirge abgetragen und der Tunnel aufgetrennt. Grund waren nun nicht mehr nur die Korrosion der Gleise sondern das zu enge Lichtraumprofil für die geplante Elektrifizierung des sächsischen Dreiecks. Am 15. Januar 1962 wurde dann der elektrische Zugbetrieb von Leipzig bis Altenburg aufgenommen; am 25. Mai 1963 war der Streckenabschnitt bis nach Zwickau unter Draht.
Heute erinnert nur noch das vorhandene Sockelmauerwerk aus Porphyrtuff an den Altenburger Tunnel.
{Anm}
Hatte der Altenburger Tunnel einen Namen? In der Rubrik "Zeitreise" veröffentlichte die Zeitschrift „Modelleisenbahner“ 02/1998 zwei Fotos vom Altenburger Tunnel. In dem Beitrag wurde vom „Schloßberg-Tunnel“ gesprochen. Diesen Namen konnte ich weder bei meinen Recherchen in den Unterlagen des Thüringer Staatsarchives noch in alten Karten und Stadtplänen finden. Wer mir dazu weitere Infos geben kann, den bitte ich um ein kurzes Mail.
Der o.g. Beitrag wurde mit zwei Fotos illustriert. Das ältere Foto aus dem Jahre 1957 zeigt Bagger beim Abtragen des Deckgebirges; das zweite, aktuelle Foto war in die falsche Richtung fotografiert. In einem Leserbrief (veröffentlicht im MEB 4/1998) habe ich seinerzeit einen kurzen Abriß zur Geschichte des Tunnels geschrieben.